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AutorenbildNadine

Styles und die Wahrnehmung von Afrohaar - eine Reise durch die Zeit

Kolonialisierung und Sklaverei haben viel von Schwarzer Kultur verändert und zerstört, darunter auch die Haarkultur. Wir finden es daher wichtig sich mit den Ursprüngen und der Geschichte von Afrohaarkultur zu beschäftigen, um sich einen Teil der verlorenen Kultur wieder zurückzuholen. 


Wir wollen den diesjährigen Black History Month nutzen, um zurückzuschauen: Wie wurde Afrohaar getragen? Von damals bis heute.

3000 v. Chr.: Antikes Ägypten

Interessanterweise waren die Haarstyles zu dieser Zeit ähnlich zu heute. Von Locks, über geflochtene Zöpfe, Twists, kurzes Natural Hair bis hin zu Perücken war alles dabei. Die damalige Elite kennzeichnete sich durch hochwertigerer Styles, wie z.B. teurere Perücken. 

Übrigens hatten auch schon damals Frauen den Wunsch ihr Haarwachstum zu fördern. Ein beliebtes Mittel dafür war Kastoröl. 


Antikes Ägypten Afrohaar Geschichte


600 n.Chr.: Königreich Benin (heute Südwesten Nigeria)

Benin Bronzen aus dem damaligen Königreich Benin zeigen die atemberaubensten Variationen an Frisuren, die stellvertretend waren für die Position in der Gesellschaft. Zum Entwirren wurden Holz- und Elfenbeinkämme verwendet. Diese wurden wie auch Muscheln und Goldschmuck als Dekoration im Haar getragen. Mit Holzkohle und Palmöl wurde das Wachstum der Haare gefördert und dafür gesorgt, dass es schön schwarz blieb. 


Bronzefiguren Benin



1500: Kolonisierung und Sklaverei

Es beginnt ein dunkles Kapitel für den afrikanischen Kontinent Dieses Kapitel hat bis heute fatale Auswirkungen auf die Haarkultur. Rassismus und eurozentrische Schönheitsideale zerstören das Ansehen von Afrohaar. Zusätzlich sorgte die Ausbeutung von Schwarzen Menschen dafür, dass keine Zeit blieb gewohnte Haarstyles weiterhin auszuleben. 


1800/1900: Befreiung/Unabhängigkeit

Nach dem Ende der Sklavereien und Kolonien gab es zunächst erstmal keine Haarpflegeindustrie für natürliches Schwarzes Haar. Populär war besonders die chemische Glättung, je nach finanzieller Möglichkeit wurde das Haar auch kurz oder in Cornrows getragen, oder mit Tüchern bedeckt. 

Das nach wie vor harte Leben, das von Armut und schlechten Arbeitsbedingungen geprägt war, hatte Auswirkungen auf die Gesundheit. Auch Kopfhauterkrankungen waren leider keine Seltenheit. 


1890er: Madam C.J. Walker

Madam C. J. Walker steht im Guinnes-Buch der Rekorde als erste Selfmade Millionärin der USA. Die Afroamerikanerin entwickelte als eine der Ersten natürliche Produkte für Afrohaar, und revolutionierte damit die Afroamerikanische Haarpflegeindustrie. Madam C.J. Walker und gleichgesinnte Nachfolger*innen schafften ein Bewusstsein dafür Produkte für Afrohaar zu verwenden, die Haar und Kopfhaut pflegen und nicht schädigen. Die inspirierende Geschichte dazu findest du in diesem Blogbeitrag von uns.


1920er: Trends aus Frankreich

Inspiriert von französischer Mode waren bei Frauen kurze Bobs angesagt. Auch Schwarze Frauen ließen sich von diesem Trend beeinflussen und nutzten heiße Metallkämme (pressing combs/hot combs) um ihre Haare zu glätten. Viele Afro-Haarsalons richteten ihr Angebot darauf aus.  


1930er: Rastafari

Die soziale und religiöse Bewegung der Rastafari wurde als Protest gegen das britische Kolonialsystem in Jamaika gegründet. Dreadlocks sind für die Rastafari ein wichtiger Teil ihrer Identität. 

Der wohl bekannteste Vertreter der Bewegung war der jamaikanische Reggae Sänger Bob Marley, der in den 1970er Jahren durch seinen weltweiten Erfolg auch die Rastafari Bewegung und Dreadlocks populärer machte. 


Bob Marley prägte die Rastafari Black History Month


1960s/1970s: Cicely Tyson und Bürgerrechtsbewegung

Die aus Harlem stammende afroamerikanische Schauspielerin schockte 1962 mit einem TV Auftritt (Fernsehserie „East Side/West Side“): einfach aus dem Grund, weil sie ihre Haare natürlich trug. Zu diesem Zeitpunkt sah man Schwarze Frauen nur mit geglätteten Haaren oder Perücken in den Medien. Ein weiteres Statement setzte sie 1972 mit ihren Cornrows im Film „Sounder“.

Im Laufe ihrer Karriere gewann Cicely Tyson unter anderem den Tony, Emmy und Ehrenoscar und setzte sich immer wieder für die Akzeptanz von Afrohaar in all seinen unterschiedlichen Formen ein.

Auch die zu dieser Zeit stärker werdende Bürgerrechtsbewegung in den USA löste einen neuen Wandel in der Art und Weise aus, wie Schwarze ihr Haar sahen. Mehr dazu findest du in diesem Blogbeitrag von uns.




Ab 1980er: Emanzipation vom eurozentrischen Einfluss

Ab den 1980ern werden natürliche Afrohaarstyles immer beliebter. Im folgenden ein paar bekannte Beispiele: High/Flat Top Fades in der Hip Hop Szene und an Grace Jones, Box Braids an Janet Jackson, die Afros von Kelis und Macy Grey, das Natural Hair Movement in den sozialen Medien, Solange`s Hymne „Don`t touch my hair“, die zahlreichen Stylevariationen von Erykah Badu und Issa Rea.


Zudem steigt das Bewusstsein für schädliche Inhaltsstoffe in Produkten für Afrohaar, wie z.B. Chemikalien, Silikone und Alkohole. 


Schwarze Menschen wollen zunehmend nicht mehr gegen ihr Haar ankämpfen, sondern vielmehr die Vorteile ihrer natürlichen Struktur fördern und ihr Haar in all seinen kulturellen Variationen mit Stolz tragen.


Als wichtigste Quelle für diesen Beitrag diente das Buch „The Story of Afro Hair“ von K.N. Chimbiri. Dieses können wir dir sehr ans Herz legen. Mit wunderschönen Illustrationen geht es auf 5000 Jahre Afrohaar Geschichte, Trends und Styles ein. 

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